Micha Kloth – Vita
- 1952 in Lamspringe (Niedersachsen) geboren
- 1969-73 Ausbildung zum Farblithographen
- ab 1982 Mitarbeit in der Steindruck-Werkstatt Quensen
- seit 1984 Mitglied im Bund Bildender Künstler für Niedersachsen
- 1985 Stipendium der Stadt Wolfsburg in der Werkstatt Schloss Wolfsburg
- 1986 Förderpreis der Heitland Foundation in Celle
- 1990 Illustrationen zu der Erzählung „Judas Dupont“ von Kurt Morawietz
- 1994 Gestaltung von 3 Windbrettern an der Nordseite des Knochenhauer-Amtshauses in Hildesheim
- 1996 Gastdozent an der Anatolischen Universität in Eskisehir, Türkei
- 1998 Gastdozent an der Polytechnischen Universität in Valencia, Spanien
- 2000 erneuter Lehrauftrag für manuelle Drucktechniken in Valencia, Polytechnische Universität, Spanien
- 2005 Gast-Professur an der Anatolischen Universität in Eskisehir, Türkei
Micha Kloth lebt und arbeitet in Lamspringe.
Ausstellung
Bilder zum Weglaufen. Mit diesem Urteil kann Micha Kloth gut leben. In seinen Lithographien marschieren archaische Profile. Angestrengt stieren sie ins Nichts, umrahmt von geometrischen Figuren, von Kreisen, Quadraten und Kreuzen. Jeweils ein Beinpaar setzt sie in Bewegung. Die radikal beschnittenen Menschen stehen für Geist und Fortschritt, für die wichtigsten Dinge, um im Leben voranzukommen – oder wegzulaufen, wenn nicht alles so läuft, wie es laufen soll.
Die Kopffüßler zählen zu den jüngsten Werken des Künstlers aus Lamspringe, der 1986 den Celler Heitland-Preis erhielt. Nicht nur die zeigt Kloth in der Schau in der Galerie Im Haesler Haus. Der Titel „Von Anfang an“ lässt es unschwer erahnen: Der 55-Jährige präsentiert knapp 100 Werke der vergangenen Jahrzehnte und gibt einen wunderbaren Einblick in seine künstlerische Entwicklung.
Verträumt ist Kloth über all die Jahre geblieben. Zum Beispiel in seinen Märchenbildern, in der Serie „Bankgeheimnisse“. Hier begegnen dem Betrachter sichelförmig gekrümmte Frauen. Schwere- und ziellos laden sie in eine Welt ohne Zeit und Raum ein. Der Vergleich zu den Bildern von Marc Chagall drängt sich auf. „Ich habe die Bilder gemalt, die Chagall vergessen hat“, entgegnet Kloth. Er sei witziger. Und so spielt Kloth völlig unchagallisch mit Bildtiteln. Für seine „Bankgeheimnisse“ schafft er Orte, in denen die Bank mehr oder weniger geheimnisvoll in Erscheinung tritt, als Gartenbank, als Hausbank oder in Form von Banknoten.
Humor zeigt Kloth auch in seiner „Stuhlserie“, in der er seine eigenen Bildsprache gefunden hat. Stühle mit Gesichtern an der Lehne laden zum Verweilen ein. Wenn dann „Stuhlin“ und „Stuhl“ sich ein Stelldichein geben, so hat das was.
Wer sich dem Liebespaar nähert, erkennt, wie experimentierfreudig Kloth ist. So kippt der gelernte Lithograph beim Drucken seiner Arbeiten schon mal aus Jux einen Schwung Waschbenzin über eine Bildpartie. Interessante Schattierungen sind das Ergebnis. Mit Kreidestift arbeitet er Konturen hervor, übermalt die Drucke bis zum gewünschten Resultat. Und das kann sich sehen lassen. Von Anfang an.