Ulrich Klimmt – Vita

1932 geboren in Berlin

1952 – 1954 Werkkunstschule Hannover bei Prof. Erich Rhein

1954 – 1958 HFBK Berlin bei Prof. Heinrich Graf Luckner

1960 – 1994 Kunsterzieher am Gymnasium Ernestinum in Celle

Ausstellung Oktober 2010

Ulrich Klimmt

Ausstellung November 2012

Agneta Klimmt

Ulrich Klimmt

Ausstellung September 2015

Agneta Klimmt

Ulrich Klimmt

Agneta und Ulrich Klimmt,

zwei sehr eigenständige Künstlerpersönlichkeiten mit je sehr eigener Handschrift und Technik stehen uns im Werk von Agneta und Ulrich Klimmt gegenüber. Auf der einen Seite die Monotypien von Ulrich Klimmt, die neben Landschaften der Aller- und Heideregion auch Bilder mit vielschichtigen „Meeresthemen“ darstellen. Und auf der anderen Seite die Physignomien im weitesten Sinne, Malerei mit Collagetechnik von Agneta Klimmt, die Gesichter oder Masken darstellt.

Ein Künstlerpaar sein, das heißt, Alltag leben und künstlerisch tätig sein unter einem Dach, in häuslicher Gemeinschaft und doch in höchst eigenständiger Kreativität. Auf genau diese will ich in den folgenden Minuten einen kurzen Blick werfen, bevor Sie sich der Betrachtung der Bilder widmen können. Und ich möchte gleich vorweg zu einer genauen Betrachtung der Details einladen!

Wir sehen auf drei Ausstellungsetagen mehrere Jahrzehnte männlichen und weiblichen Kunstschaffens vor uns. Beide Künstler sind seit den frühen 1950er Jahren, als sie Ihr jeweiliges Studium in begannen, künstlerisch tätig. Ich betone die Geschlechterfrage hier nicht, um einem modischen Genderdiskurs Bahn zu brechen, sondern um das differente Zusammenspiel im Schaffen eines Künstler-Ehepaars hervorzuheben. Und das findet man eher selten, dass aus einem Künstlerhaushalt eine gemeinsame Ausstellung entsteht.

Zwei Dinge will ich kurz vorweg nehmen: Die sanfter und verhaltener wirkenden Bilder sind von Ulrich Klimmt, die auf den ersten Blick fast expressiv und ethnografisch wirkenden Maskenbilder stammen aus dem Schaffen von Agneta Klimmt. Und zweitens: weibliches und männliches Malen ansich gibt es nicht. Zu diesem Ergebnis kam unter anderem eine Veranstaltung in Potsdam, die sich an einer Ausstellungsrezension festmachte, bei der die Rezensentin sich in die klassischen Stereotypen der geschlechtlichen Zuschreibung von Ästhetik verrannt hatte.

Man begibt sich auf verlorenen Posten, wenn man sich freiwillig für Etikettierungen der Marke „weibliche“ oder „männliche“ Kunst hergibt. „Jeder Versuch einer solchen Klassifizierung greift unweigerlich auf Klischees und Stereotypen als vermeintlich zutreffende Erklärungsmodelle zurück.“ Die Grenze zur einengenden Zuschreibung, Ausgrenzung bis hin zur Diskriminierung ist fließen und nur allzu schnell überschritten. Projektionen inklusive der einer weiblichen bzw. männlichen Kunst, die man Kunstschaffenden gern von außen zuschreibt, werden dem Künstlerischen kaum gerecht und sind höchstens biografisch und kontextualisierend zu verstehen.

Wahr ist allerdings, dass Künstlerinnen es nach wie vor deutlich schwerer haben als ihre männlichen Kollegen, gesehen und wahrgenommen zu werden und von ihrer Kunst leben zu können.

Siehe: http://www.pnn.de/potsdam-kultur/29368/
Über den kleinen Unterschied – Malen Frauen anders?

Eine Diskussion [Almut Andreae]

Um so mehr freut es mich, hier heute eine Künstlerin und einen Künstler gemeinsam vorstellen zu können. Spätestens mit der Aufnahme Ihre Studiums 1953 beginnt das künstlerische Schaffen von Agneta Klimmt . Sie studierte Kunstpädagogik und Germanistik in Hamburg, Zürich und Berlin. Die hier ausgestellten Werke, durchweg „Gesichter“, schauen uns direkt an, oft aus leeren Augenhöhlen, mit unterschiedlicher und doch stets distanzierter, numinoser Mimik. Die Physiognomien erinnern beim flüchtigen Blick an Venezianische Masken oder afrikanische Volkskunst, an Voodoo-Masken vielleicht, aber auch an Stuckaturen der italienischen Renaissance: an Theatermasken, Allegorien oder Götterbilder. Hält der Blick jedoch inne, so kommt einem Archimboldo (ca. 1525-1593) in den Sinn, jener Maler der italienischen Spätrenaissance, der aus Blumen, Früchte oder Gemüse und Gegenständen überraschende Porträts und Stillleben komponierte. Denn beim näheren Hinsehen erkennt man nämlich, dass die vermeintlich EINE Maske aus mehreren Gesichtern aufgebaut ist, dass die Physiognomie aus Ornamenten und Meeresgetier, aus Vogelwesen und Carcassen, aus barockem und renaissance-igem Zierrat aufgebaut ist. Durch die Collagetechnik bekommen die Bilder eine quasi dreidimensionale Tiefe.

Agneta Klimmt zeigt das Vordergründige einer Maske – die Farben, Formen und Formfragmente deuten das „Dahinter“ an, das Verborgene, das so auf einer zweiten Ebene wieder in den Vordergrund der Darstellung dringt. Maske wird als das dechiffriert, was sie ist: ein zuweilen fratzenhafter, immer aber hypostasierter äußerer Schein. Die Tiefe und Untiefe hinter der Larve erschließt sich in den Bildern in großer Vielschichtigkeit. Auf vielen Bildern von Agneta Klimmt erkennt man Meeresgetier: Hummer- oder Krabbenscheren, Fische… die unseren Blick auf die andere Seite der Galerie lenken können: Dem Ozeanischen ist auch ein Teil der Werke Ulrich Klimmts verpflichtet. Gerade die in Blauund Grüntönen gehaltenen Bilder im Untergeschoss, sowie Neptun und die durch einen Kometen aufgescheuchten Fische hier, spiegeln die Faszination des Meeres – ja, des Wassers überhaupt – und seiner Lebewesen und Mythen wieder. Im Geiste habe ich gerade die von Kraken umschlungenen Nymphen sowie die Badebilder im Untergeschoss „Undinen-Bilder“ genannt, da mich die Anmutungsqualität der Arbeiten spontan an jene romantisch geprägten und doch stets zwiespältig bleibenden mythologischen Wassergeister erinnert hat. Geschichten scheinen sie zu erzählen, die Bilder, und Lieder zu singen von fremdvertrauten Unterwasserwelten.

Auch in den Landschaftsbildern von Ulrich klimmt spielt Wasser eine tragende Rolle: Abgebildet sind fast ausschließlich Uferszenen sowie die Allerauen. Durch die Technik der Monotypie, bei der die Farbe auf eine Platte aus Glas, Acryl oder Metall aufgetragen und dann erst auf Papier gedruckt wird, entstehen besondere Farb- undn Formeffekte, die den auf den ersten Blick abstrakt anmutenden Landschaftsbildern eine große Lebendigkeit und fast surreale Realität verleihen. Gewissermaßen gibt das Druckverfahren den Bildern einen durchaus grafischen Charakter, wenngleich jede Monotypie der je einzige Abzug, also ein Einzelstück, ist. In einem späteren Überarbeitungsschritt hebt Ulrich Klimmt Formen und Strukturen hervor, betont das „Gefühl“, das einem die Allerauen beim Betrachten vermitteln. Wie auch die Masken von Agneta Klimmt ziehen einen die Landschaften und die „Undinenbilder“ von Ulrich Klimmt aus dem Vordergründigen in Tiefe und Untiefe der Betrachtung. Und zu genau dieser möchte ich Sie nun herzlich einladen: Betrachten und erkunden Sie die Bilderwelten von Agneta und Ulrich Klimmt.

Dr. Andrea Hoffmann