Ruth Schimmelpfeng-Schütte – Vita
- 1946 in Marburg geboren
- 1966 -74 Jurastudium und Referendarzeit in Berlin, Marburg, Tübingen und Kassel
- 1974 – 77 wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundessozialgericht in Kassel
- 1977 – 79 Richterin am Sozialgericht in Hannover
- 1979 – 92 Richterin am Landessozialgericht Niedersachsen in Celle
- bis 2011 Vorsitzende Richterin am Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen in Celle
- seit 1971 Malstudien und Fotoarbeiten
lebt und arbeitet in Celle
Ausstellung 2016
Ausstellung 2018
15. September – 27. Oktober 2018 fancy foto food
Ausstellung 2019
„lock down – output“ 400 Puppen präsentieren sich im Schaufenster
Sinnbild für Menschheit und Menschlichkeit präsentiert sich in den Schaufenstern der Galerie Am Kleinen Plan
Die Cellerin Ruth Schimmelpfeng-Schütte mit einem Teil ihrer insgesamt 400 handgestrickten Püppchen – einer Installation, die derzeit in der Galerie am Kleinen Plan zu sehen ist.
Ein Püppchen für sich, das wäre wohl kaum mehr als eine nette fantasievolle Handarbeit. 400 davon, dicht gedrängt, sind ein Statement. Präsentiert wird die selbst gestrickte Mammutansammlung – als Projekt der Künstlerin Ruth Schimmelpfeng-Schütte – derzeit im Erdgeschoss der Galerie Am Kleinen Plan in Celle. Und das findet großen Anklang, obwohl die Ausstellung derzeit nur durch die Schaufenster von außen zu betrachten ist. Galerist Walter Jochim: „Die Leute drücken sich interessiert die Nasen an den Scheiben platt und versuchen gar nicht, ein Lächeln zu unterdrücken. So viel Aufmerksamkeiten hätten wir selbst nicht erwartet.“
Schon der Titel der Ausstellung macht einen Teil der Intention deutlich: „Lockdown Output“ – das, was nach dem Herunterfahren aller künstlerischen und gesellschaftlichen Kontakte zum Schutz gegen Corona herausgekommen ist. Die Installation präsentiert in erster Linie nicht die Fleißarbeit einer talentierten Strickerin mit skurriler Kunstauffassung – die Kommentare reichen von „wirklich niedlich“ bis „banal-altmodisch“. Es ist das emotionale Paket und eine Fülle von Botschaften, die diese freundlich-harmlose Phalanx von Figuren beinhaltet und weitergibt.
Das Offensichtlichste davon: Sich in einer Zeit der Furcht und Bedrohung nicht von Sorgen unterkriegen zu lassen, sondern sich eine kreative, inspirierende Ablenkung zu suchen. Man kann die von den Umständen erzwungene Zeit auch als eine Möglichkeit sehen und nutzen, sich mit Dingen zu beschäftigen, zu denen man vorher kaum kam! Ruth Schimmelpfeng-Schütte (bis 2011 Vorsitzende Richterin am Landessozialgericht in Celle): „Es ist für mich ganz in Ordnung, wenn es die Betrachter einfach amüsiert. Die Vielzahl lockt zur Entdeckungstour. Die ersten Püppchen (es sind übrigens allesamt Eierwärmer) sind schon vor der Coronakrise entstanden – als sinnvoll-spaßige Nutzung diverser Wollreste. Die Arbeit daran entspannt mich und macht den Kopf frei. Als wegen Corona alles eingefroren wurde, entstand ein Bedürfnis, da weiterzumachen.“
„Es ist für mich ganz in Ordnung, wenn es die Betrachter einfach amüsiert.“
Aus der Vielzahl wurde, in Zusammenarbeit mit der Galerie, schließlich ein Kunstobjekt: Ein Sinnbild für Menschheit und Menschlichkeit. Im Bausatz alle gleich, entspricht doch keiner ganz dem anderen. Jedes Püppchen wie jeder Mensch ein Unikat. Die Fantasie der Künstlerin ließ nicht nur Vertreter aller Kontinente und Rassen entstehen, sie repräsentieren auch unterschiedlichste Berufsgruppen, konservative und alternative Lebensweisen, Alte und Junge, sogar Transgender … Sie stehen dicht an dicht, buntgemixt – bilden in aller Unterschiedlichkeit ein eindrucksvolles Wir. Ein Appell an den Frieden, ein naiv-unschuldiges Mahnmal, in Krisen zusammenzustehen? Jedes für sich wäre einfach nur ein Püppchen. Gemeinsam sind sie ein großartiges Statement.